07. Februar 2014
Federnreißen – ein altes Brauchtum lebt wieder auf.
Das eigentliche Federnreißen – auch Schleißen genannt – fand nach Fastnacht, also im Februar statt. Dadurch war genügend Gesprächsstoff für diesen langen Nachmittag bis in den Abend hinein vorhanden. Schon alleine wegen der neu zu hörenden Ereignisse und Begebenheiten aus der Umgebung gaben die Frauen gern ihre Zusage zur Teilnahme am Federnreißen. Man sagte: Wenn gute Reden sie begleiten dann fließt die Arbeit munter fort. Meist ging es gleich nach dem Mittagessen los. Zum Kaffee gab es frisch gebackenen Blechkuchen und natürlich auch Fastnachtspfannkuchen, gefüllt mit selbstgerührtem Pflaumenmus. Frauen aus der Nachbarschaft und gute Bekannte wurden zum Helfen eingeladen. War bei denen dann Federnreißen angesagt, half man ihnen ebenso. Bekleidet waren sie mit Kopftüchern und Sachen, die keine Federn anziehen. Die Bäuerin hatte die Papiertüten mit den Federn darin zuvor auf dem geheizten Ofen angewärmt, was das Reißen wesentlich erleichterte. Ein großer Tisch kam in die Küche. Die Frauen setzten sich ringsum und die Federn wurden darauf ausgeschüttet. Nun begannen sie die Feder zu reißen. Hastige Bewegungen oder gemeinsames Singen mussten vermieden werden, um ein Herumfliegen der Federn zu verhindern. Kleine Federn werden dabei von oben angerissen; bei größeren Federn wird der Kiel entfernt. Beim Reißen sortieren die Frauen die Federn auch gleichzeitig: mit den besseren Federn – den Daunen – stopft man die Federbetten, die anderen nimmt man zum Stopfen von Sofakissen. Meist wurde auch ein neues Inlett für die neuen Federn gekauft. Fehlte es aber an Geld oder hielt man das alte noch für gebrauchsfähig, rieb man dieses von der Innenseite einfach mit Wachs ein. Das verhinderte das Durchstechen der Federn durch den Stoff.
Manchmal passierte es, dass sich junge Burschen einen „Spaß“ erlaubten, indem sie einen Vogel fingen und diesen in der Küche frei ließen. Das hatte natürlich zur Folge, dass die auf dem Tisch liegenden Federn wild umherflogen und die Frauen doppelte Arbeit hatten. Entsprechend haben sie auch auf die Jugendlichen geschimpft. Die Kinder riefen darauf: „Wenn die Bäuerin ruft ich soll weitergehen, bleibe ich erst recht lange stehen.“ War man mit dem Federnreißen fertig, wurde noch gemeinsam gegessen. Es gab Kaffee und Kuchen, oft auch Kartoffelsalat und Bockwurst. Manch einer wird sich nun fragen, was die Männer während dieser Zeit gemacht haben? Entweder trafen sie sich im Gasthof zu einem gemeinsamen Bier oder sie saßen nicht weit weg von den Frauen und schnitzten aus den aufbewahrten Weihnachtsbaumspitzen Quirle für die Hausfrau.
(Nach Gisela Bölke – Museumsscheune Jänickendorf)